Umweltbundesamt empfiehlt Mindesthaltbarkeit von Elektrogeräten

Hardware-Themen, die woanders keinen Platz finden

Moderatoren: MOI, Aod, Aero_Kool

Benutzeravatar
schmidtsmikey
Site Admin
Beiträge: 8969
Registriert: 08.12.2003, 21:50
Wohnort: Hamburg
Kontaktdaten:

Umweltbundesamt empfiehlt Mindesthaltbarkeit von Elektrogeräten

Beitragvon schmidtsmikey » 16.02.2016, 19:27

Viele Verbraucher ärgern sich über die kurze Haltbarkeit von Elektrogeräten und das Thema Sollbruchstellen (geplante Obsoleszenz) ist in aller Munde. Wo die Siemens-Waschmaschine früher für die Ewigkeit gebaut war, muss man heutzutage nach 3-5 Jahren schon fest mit einem Defekt rechnen. Gerade in der Computer- und Smartphone-Industrie sind die Lebenszyklen relativ kurz. Einerseits sorgt der technische Fortschritt und die damit einhergehenden höheren Anforderungen einen großen Teil dazu bei: PC-Spiele werden immer realistischer und fordern regelmäßig schnellere Hardware, so dass Hersteller wie Intel oder Nvidia quartalsmäßig neue Modelle auf den Markt werfen.

Bei Smartphones fehlen irgendwann die Systemupdates auf eine aktuelle Android-, iOS- oder Windows-Version, weil Samsung, Sony & Co. ihre Schützlinge einfach nicht mehr mit Updates versorgen und den Endanwender zum Neukauf auffordern. Noch schlimmer ist, wenn Smartphones sich nur schwer oder gar nicht reparieren lassen. Der Klassiker ist der nicht tauschbare Akku oder neuerdings der Fingerabdruck-Sensor im iPhone 6, der nur in einer teuren Apple-Fachwerkstatt repariert werden kann. Hinzu kommt, dass viele Kunden nach zwei Jahren automatisch ein neues Smartphone bekommen, aber hierfür gar keine Verwendung haben, da das Alte es noch tut. Es ist keine Seltenheit, dass man bei bekannten Auktionshäusern und Flohmarktplattformen Angebote a la "Verkaufe ein neues Smartphone (OVP) aus einer Vertragsverlängerung". Aber braucht der Otto-Normalanwender immer das neueste Smartphone? Wir haben in diesem Artikel
gezeigt, dass auch Uralt-Smartphones ihren Dienst problemlos vollrichten können.

Es gibt viele Beispiele mit einer ähnlichen Geschichte und daher hat sich das Umweltbundesamt mit der Thematik "Mindesthaltbarkeit von Elektrogeräten" auseinandergesetzt. Und hier wurden ein paar sehr interessante Ergebnisse zusammengetragen, die teils sehr erschreckend sind. So ist die Energiebilanz einer 5 Jährigen Waschmaschine im Vergleich zu einer 20 Jährigen um 40% höher. Zwar sind moderne Geräte energieeffizienter, aber durch ihre kurze Haltbarkeit stehen die Herstellungskosten bzw. -ressourcen in keinem Verhältnis und verhageln die Bilanz.

Auch bei Fernsehern sieht es schlecht aus, da hier die Produktzyklen sehr kurz sind. Laut Umweltbundesamt beträgt dieser gerade einmal Jahr. Das bedeutet nicht, dass alle Fernseher nach einem Jahr einen Defekt vorweisen. Vielmehr drückt dies aus, auf welche Laufzeit moderne Flachbildschirme ausgelegt sind.

Das Problem ist, dass man den Geräten nicht ansieht, auf welche Laufzeit diese entwickelt werden und daher fordert das Umweltbundesamt eine Art Mindesthaltbarkeit für Elektrogeräte. Hierbei soll der Hersteller eine voraussichtliche Lebensdauer angeben, ähnlich wie man es von Glübirnen kennt. Hier geben die Hersteller in der Regel an, wie viele Stunden die Glühbirnen überdauern.

Fraglich ist nur, wie man einen solchen Ansatz auf die Vielfalt der Elektronikgeräte anwenden soll. Hat das Smartphone nun zu früh den Geist aufgegeben oder hat der Anwender das Smartphone schlecht behandelt? Solche Rechtsfragen sind in der Praxis schwer zu beantworten. Und somit wird der Vorschlag des Umweltbundesamtes nur eine nette Idee bleiben.

Quelle: http://www.umweltbundesamt.de/presse/pr ... er-genutzt

Benutzeravatar
Andy_20
Beiträge: 4009
Registriert: 23.04.2004, 10:56

Re: Umweltbundesamt empfiehlt Mindesthaltbarkeit von Elektrogeräten

Beitragvon Andy_20 » 16.02.2016, 20:37

Wer verlängert heutzutage noch einen Vertrag mit Handy und glaubt er würde damit ein gutes Geschäft machen?
Man bezahlt halt nicht einmalig, sondern bezahlt alles über den Vertrag monatlich mit.
Also lieber einen günstigen Vertrag und nicht gleich am Erscheinungstag ein Smartphone holen sondern wenn der erste Andrang vorbei ist, dann bekommt man sie sogar ohne Branding und muss nur noch einen Bruchteil dafür ausgeben. Im Vertrag werden die Smartphones ja mit UVP eingerechnet.
MfG Andy
Bild

Benutzeravatar
schmidtsmikey
Site Admin
Beiträge: 8969
Registriert: 08.12.2003, 21:50
Wohnort: Hamburg
Kontaktdaten:

Re: Umweltbundesamt empfiehlt Mindesthaltbarkeit von Elektrogeräten

Beitragvon schmidtsmikey » 17.02.2016, 14:53

Wobei das auch nur für "neue" Smartphones zählt. Ich habe hin- und hergerechnet, weil ich genau dieser Meinung bin. Heute gibt es

* für 7,- Euro ein Datenflat mit 100 Frei-Minuten
* für 10,- Euro eine Telefon- und Datenflat
* ab 20,- Euro Datenflat mit Handy

Da habe ich mir gedacht: 20 - 7 = 13 Euro Ersparnis im Monat, das sind bei 2 Jahren 312 Euro (24 * 13 Euro).

Wer sich also ein Smartphone für 200 Euro kauft und nicht viel telefoniert, der spart ordentlich.

In meinen Fall wollte ich nur ein Handy, das Xperia Z3 Compact. Das kostet neu über 350 Euro. Und ich habe es mit einem 19 Euro Vertrag mit Telefon- und Datenflat ergattert.

Da komme ich sogar besser mit weg.

Benutzeravatar
czuk
Moderator
Beiträge: 6892
Registriert: 01.06.2005, 05:59
Wohnort: bei Nürnberg
Kontaktdaten:

Re: Umweltbundesamt empfiehlt Mindesthaltbarkeit von Elektrogeräten

Beitragvon czuk » 22.02.2016, 19:34

Ich weiß nicht so recht, ob man immer geplante Obsoleszenz unterstellen kann.
Meine Wahrnehmung ist, man kann halt auch einfach mal nur Pech haben und manchmal sind es auch einfach nur banale Konstruktionsfehler die dem Produkt vorzeitig das Leben aushauchen. Diese Fehler dann als geplant darzustellen - also mal ehrlich, welche seriöse Firma würde denn ein solches verkaufsförderndes Modell bewußt fahren?
Was sicherlich richtig ist, ist die Tatsache, dass bei heutigen Entwicklungen ganz vorne das Lastenheft steht und in diesem eben auch die für den Kunden zu erwartende Lebensdauer definiert wird.
An dieser Stelle müssen Hersteller einfach den Spagat wagen, zwischen vertretbaren Kosten und ausreichender Lebensdauer.

Beispiel aus der Fahrzeugindustrie; früher hat man auf gut Glück konstruiert und praktisch erprobt. Wenn es gehalten hat, war's okay und ging in Serie. Wettbewerbsvorteile hatten die, die mit ihren Konstruktionen näher am Limit waren und dennoch keine nennenswerten Ausfälle generierten.
Heute werden diverse Lastkollektive zu Grunde gelegt und Bauteile auf eine definierte Anzahl von Lastzyklen ausgelegt. Durch diverse Tests werden diese dann bestätigt und danach gehen die Teile in Serie. Die Wirklichkeit wird dabei aufgrund der mittlerweile langjährigen Erfahrung in diesen Tests zeitlich stark komprimiert abgespult. Heraus kommt ein Produkt was eben genau rechnerisch im Mittel x-Betriebsstunden ohne Defekt hält - wenn alle zu Grunde gelegten Modelle zutreffen. Wettbewerbsvorteile haben jedoch heute die, welche das bessere Image vermitteln, die bessere Plattformstrategie fahren oder das angesagtere Design verkaufen.
Der Kunde bezahlt das ganze sogar sehr gerne...

Das Haltbarkeit nicht unbedingt oben auf der Liste für den Kunden steht beweisen doch auch all die Käufer von Unibody-Smartphones ohne wechselbaren Akku. Und dennoch sind genau diese Hersteller erfolgreich.
Wir kriegen was wir möchten.

Den Bogen kann man nun beliebig weiter spannen.

Niveau im Fernsehen...
Massentierhaltung bzw. (Gammel)-Fleischqualität die wir kaufen...

Wir bekommen genau das was wir wollen.

Benutzeravatar
schmidtsmikey
Site Admin
Beiträge: 8969
Registriert: 08.12.2003, 21:50
Wohnort: Hamburg
Kontaktdaten:

Re: Umweltbundesamt empfiehlt Mindesthaltbarkeit von Elektrogeräten

Beitragvon schmidtsmikey » 22.02.2016, 20:52

Beispiel aus der Fahrzeugindustrie; früher hat man auf gut Glück konstruiert und praktisch erprobt. Wenn es gehalten hat, war's okay und ging in Serie. Wettbewerbsvorteile hatten die, die mit ihren Konstruktionen näher am Limit waren und dennoch keine nennenswerten Ausfälle generierten.

Ich glaube, früher hatte man auch einfach mehr Zeit, weniger Druck, weil die Kisten auch länger produziert wurden. Wenn ich mal einen Blick auf Wikipedia und mir die Produktionszeit des VW Golf anschaue, wird es deutlich:

Golf I 1974–1993 = 19 Jahre
Golf II 1983–1992 = 9 Jahre
Golf III 1991–2002 = 11 Jahre
Golf IV 1997-2006 = 9 Jahre
Golf V 2003–2009 = 6 Jahre
Golf VI 2008–2013 = 5 Jahre

Wird schon ordentlich kürzer. Dann muss alles noch günstig, effektiv sein, möglichst viel Technik rein.

Ganz ehrlich: wenn ich ein robustes Auto für eine Weltreise bräuchte, würde ich einen Golf I von 1993 nehmen. Ausgereift, erprobt und wenig Schnick-Schnack...


Zurück zu „Sonstige Hardware“

Wer ist online?

Mitglieder in diesem Forum: 0 Mitglieder und 1 Gast